Wenn der linke Moralprediger Jan Böhmermann wegen einer TV-Sendung völlig ausser sich gerät, dann kann man davon ausgehen, dass die TV-Sendung keine linke TV-Sendung war.

Jan Böhmermann tobte denn zur Sendung, es werde hier eine «Schweinerei» präsentiert und es handle sich um «rechtspopulistischen Quatsch». 

Der linke Moralprediger des ZDF pöbelte aus seiner Sicht folgerichtig. Die Sendung war nicht links. Die Sendung hiess «Klar». Sie wurde produziert vom Norddeutschen und vom Bayerischen Rundfunk und war arrangiert von der Journalistin Julia Ruhs.

Für einmal lieferte die ARD mit «Klar» einen Beitrag zur Migration, der anders war. Diesmal ging es darum, «was falsch läuft». Diesmal ging es nicht, wie stets zuvor, um ARD-Reports, in denen der Sender all die Migranten aus Afghanistan und Syrien als blitzgescheite und erfolgreiche Akademiker darstellte, die nie im Leben ein Messer in die Hand nehmen und nie eine Frau belästigen würden.

Doch nun, auf einmal, verzichtete man beim Staatsfunk auf diesen zuckrigen Migrationskitsch. Die Journalistin Julia Ruhs brach die Folgen der unkontrollierten Migration auf die Alltagsebene herunter. So gab sie einem Vater das Wort, dessen siebzehnjährige Tochter von einem Asylbewerber tödlich abgestochen worden war. Dann redete sie mit einem jüdischen Mitbürger, der vom schnell wachsenden Heer islamistischer Extremisten bedroht wird.

Julia Ruhs, eine erfahrene Journalistin, die auch eine Kolumne für Focus schreibt, ist in der Medienszene schon fast eine Exotin. Sie arbeitet für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ist aber keine Linke, wie fast alle dort, sondern sie vertritt eine eher bürgerliche Linie. Ruhs wusste das natürlich, als sie ihren Beitrag produzierte. «Was jetzt kommt, wird vielleicht nicht jedem gefallen», sagte sie in der Anmoderation ihrer Sendung.

Das war eine präzise Voraussage. Denn das Lager der linken Medien bekam nun Schnappatmung und Hautausschlag, weil sein ansonsten linksorientiertes Staatsfernsehen sich nun eine rechtsorientierte Sichtweise erlaubte.

Böhmermann pöbelte als Erster über das «rechtspopulistische» Gebaren der ARD. Der Spiegel machte dann eine «reaktionäre Aufladung» aus. Klar, dass die Taz von links aussen sich ebenfalls über «spaltende Erzählungen» erregte, genauso wie die linksorientierte Berliner Morgenpost einen gerechtfertigten «Populismus-Vorwurf» erkannte. Und natürlich tauchte sofort ein steuerlich finanzierter Verein namens Neue deutsche Medienmacher:innen auf, der einen «Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks» geisselte und dafür in den linksdominierten Medien gewaltigen Applaus bekam.

Nachdem sich Reporterin Ruhs eher belustigt über all die rotgefärbten Reaktionen zeigte, setzte es auch noch einen persönlichen Angriff aus Mainz. Sie sei wohl «innerlich noch ein Teenie», befand stutenbissig die politische Korrespondentin Nicole Diekmann vom ZDF, die mit ihrem Schlachtruf «Nazis raus» bekannt geworden war.

Nun könnte man das alles als intern-journalistisches Heckmeck abtun. Das wäre zu kurz gegriffen. Interessant an der Affäre ist das Schlaglicht, das sie auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wirft.

Da nimmt die ARD einmal ihren Auftrag wahr, «die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit» abzubilden. Einmal ist man kein Sprachrohr rot-grüner Ideologie, sondern nimmt dazu eine Gegenposition ein. Das wäre normaler, ausgewogener Journalismus. Doch was passiert? Das linke Lager heult über seinen ideologischen Besitzverlust auf wie geprügelte Hunde.

Besitzverlust, tatsächlich. Deutschlands Linke ist es gewohnt, dass die ARD ihr gehört und sie über den Sender verfügt. Eigentumsverhältnisse sind heilig. Schon beim kleinsten Widerstand gegen sein Eigentum, wie beim Report von Julia Ruhs, verteidigt Rot-Grün diesen Angriff auf seinen Besitz mit all seinen Waffen, und dies erfolgreich.

Die ARD wird bleiben, wie sie ist. Ihre neue Lebensversicherung ist die aktuelle Regierungskoalition von Rot-Schwarz und Rot-Rot. 

Liebe Julia Ruhs, Sie haben gut gekämpft. Machen wir uns aber keine Illusionen. Die ARD bleibt, was sie ist: ARD, das ist der Allgemeine Rotfunk Deutschlands.