Seit heute konferiert die Bilderberg-Gruppe im «Grand Hôtel» in Stockholm. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hat der Elitenzirkel gleich das ganze Hotel bis zum 15. Juni gemietet. In der deutschsprachigen Presse findet sich bisher zum diskreten Bilderberg-Treffen: nichts! Auf der Teilnehmerliste stehen rund 140 hochrangige Persönlichkeiten. Mark Rutte, (Nato-Generalsekretär), Lars Klingbeil (Vizekanzler Deutschland), Julia Klöckner (Bundestagspräsidentin), Christopher Donahue (US-General, Kommandeur US-Armee Europa und Afrika), Samuel Paparo (US-Admiral, Kommandeur US-Indo-Pazifik-Command), Albert Bourla (Vorsitzender Pfizer), Richard Moore (Chef britischer Geheimdienst), Sophie Wilmès (Vizepräsidentin EU-Parlament) und zahlreiche weitere Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien konferieren unter strikter Geheimhaltung über die grosse Politik.

Auf der Agenda stehen folgende Themen: «Transatlantische Beziehungen, Ukraine, US-Wirtschaft, Europa, Naher Osten, Autoritäre Achse, Verteidigungsinnovation und Widerstandsfähigkeit, KI, Abschreckung und nationale Sicherheit, Proliferation, Geopolitik der Energie und kritischer Mineralien, Entvölkerung und Migration.»

Während das Davoser Elitetreffen World Economic Forum regelmässig von einem breiten Medieninteresse begleitet wird, ist es bei Bilderberg genau andersrum. Ein grosser Teil der Medien ist im Drei-Affen-Modus unterwegs: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Bilderberg möchte als «private» Veranstaltung wahrgenommen werden. Dass hierbei zahlreiche Mandatsträger auflaufen, die gegenüber der demokratischen Öffentlichkeit verpflichtet sind, interessiert weite Teile der Presse nicht. Geheimpolitik in Zeiten, in denen Deutschland «kriegstüchtig» werden will? Hinterzimmerpolitik, während André Wüstner, Chef des Bundeswehrverbands, in einem Welt-Interview davon spricht, Hauptziel sei es, bis 2029 «Kampfkraft» zu erreichen?

Der Soziologe Hans Jürgen Krysmanski sagte einmal treffend im Hinblick auf die Bilderberg-Konferenzen gegenüber dem Deutschlandfunk: «Wer ein Amt innehat, tut nichts, das rein privat ist.»

Was sagen etwa Klingbeil und Klöckner auf der Bilderberg-Konferenz? Was hat die Anwesenheit des britischen Geheimdienstchefs, des Chefs von Google Deepmind, der Chefs von Microsoft Corporation, Microsoft AI, Microsoft Research, des Chef des Überwachungsunternehmens Palantir Technologies, der strategischen Beraterin des Tony-Blair-Instituts für globalen Wandel, des Vorsitzenden von Titan SA, einem führenden Unternehmen in der Bau- und Infrastrukturmaterial-Branche, zu bedeuten?

Der Begriff «Minister» taucht in der Gästeliste fünfzehn Mal auf. Wie äussern sich Regierungspolitiker aus Polen, Norwegen, Schweden, der Türkei, Deutschland und Griechenland zu den auf der Agenda stehenden Themen?

Eine Medienlandschaft, die über machtelitäre Zusammenkünfte wie Bilderberg hinwegsieht und so tut, als träfen sich hier lediglich ein paar Kegelbrüder zu einem Bier, hat ihren demokratischen Kompass verloren.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Der Titel seines aktuellen Buches lautet «Kriegstüchtig! Deutschlands Mobilmachung an der Heimatfront».

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