ISLAM     -      Islam und Frankfurt/Main     -      Christliche Kirchenschändungen     -       
                                 
D A V A  neue politische Partei für Minderheiten, Mosleme, Erdogan nahe

Das Mekka der deutschen Muslime
Der Islam ist bald die größte Religion in Frankfurt am Main – vor Katholiken und Protestanten. Das ist einzigartig in Deutschland. Was heißt das für das Zusammenleben?


Frankfurt ist Deutschlands globalste Stadt. Man könnte aber auch sagen, es ist Deutschlands globalstes Dorf. Denn die 770.000 Einwohner zählende Kommune ist überschaubar, sie hat zwar ein Zentrum mit himmelwärts strebenden Wolkenkratzern, aber die vorgelagerten Stadtteile sind bieder, weisen die üblichen Reihenhäuserformationen auf, vereinzelt gibt es Hochhaussiedlungen.

Trotzdem ist Frankfurt anders. Schon seit längerer Zeit ist es ein einzigartiger Schmelztiegel der Kulturen. Es gibt dort mehr Menschen mit Migrations-geschichte oder ausländischem Pass als solche, die schon seit mehreren Generationen in Deutschland leben. Und: Die Muslime dürften bald die größte Glaubensgemeinschaft in der Stadt stellen – mehr als die beiden christlichen Konfessionen. Nach der jüngsten verfügbaren Zahl der Stadtverwaltung aus dem Jahr 2020 bilden die Katholiken mit 144.000 Kirchenmitglieder und 19 Prozent die größte religiöse Gruppe, es folgten die Muslime mit 18 Prozent und die Protestanten mit 15 Prozent.


Noch 2013 stellten die beiden christlichen Hauptkirchen mit knapp 300.000 Mitgliedern rund die Hälfte der Bewohner Frankfurts. Zehn Jahre später sind es gerade einmal 227.000. Da die Zahl der Muslime amtlich nicht erhoben wird, gibt es für sie keine verlässliche Statistik für 2023. Die Zahl des Jahres 2020 ist die Schätzung eines Marktforschungsinstituts, das von der Stadt Frankfurt beauftragt wurde. Danach sind nach 2013 mehr als 40 Prozent hinzugekommen. Gut möglich also, dass die Muslime jetzt schon die größte Glaubensgemeinschaft sind. Dazu passt, dass der Magistrat der Stadt eine bekannte Gasse in der City zum Fastenmonat Ramadan festlich beleuchten ließ. Was Beifall und Unmut hervorrief.

Ortstermin in Frankfurt-Hausen. In der schmucklosen, von Verkehrsadern durchschnittenen Vorortsiedlung steht die Abu Bakr Moschee. Das 2007 eingeweihte Gebäude gilt als schönstes Gotteshaus der Muslime in Frankfurt. Der Gebetsraum ist großzügig, orientalisch ausgeschmückt, aber in seinen Formen klar und transparent. Die Moschee gehört zum Verein Islamische Gemeinde Frankfurt und ist marokkanisch-sunnitisch ausgerichtet. Vereinsgeschäftsführer Mohamed Seddadi (53) ist stolz auf das Gotteshaus. „Wir wollen in Frieden mit den Menschen in Frankfurt leben, in unserer Moschee ist jeder willkommen“, gibt er als Leitspruch aus.


Seddadi ist sich der Bedeutung der islamischen Gemeinden in Frankfurt bewusst. „Wir sind aktiver Partner im islamisch-christlichen Arbeitskreis und haben einen guten Draht zur Stadtspitze“, beschreibt der umtriebige Geschäftsführer die Stellung seiner Glaubensgruppe. Selbst mit den Rabbinern der umliegenden Synagogen pflegt die Gemeinde intensiven Kontakt, auch nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober, der auch in Frankfurt zu Spannungen zwischen muslimischen und jüdischen Gemeinden führte. Rund 3500 Menschen sind als Gläubige im Verein eingetragen, die Moschee hat täglich geöffnet.

Während des Fastenmonats Ramadan ist sie auch werktags gut gefüllt. Fünf Mal am Tag spricht der Imam das obligatorische Gebet, immer auf Arabisch. „Gepredigt wird aber auch in Deutsch“, sagt Abdenassar Gannoukh, der für den religiösen Verein den Kontakt zu Medien und der Öffentlichkeit herstellt. Tatsächlich ist die Abu Bakr Moschee wohl die wichtigste Anlaufstelle für die Stadt oder die Medien, wenn es etwas mit Muslimen zu besprechen gibt. „In unseren öffentlichen Kontakten sehe ich kaum einen Unterschied zu den christlichen Kirchen. Wir sind akzeptiert und fühlen uns wohl in Frankfurt“, sagt der gebürtige Marokkaner.

Auch Imam Mohamed Belmokadem fühlt sich nicht als radikaler Moslem. „Der Koran hat seine Vorschriften. Ob sich unsere Gemeindemitglieder daran halten, müssen sie selbst entscheiden.“ Überhaupt sei das Leben in der Gemeinde so geprägt, dass der Islam als Angebot gelte. Beim heiklen Thema gemeinsamer Schwimmunterricht wird Belmokadem sehr grundsätzlich: „Nach unserem religiösen Verständnis ist es nicht vorgesehen, dass Mädchen und Jungen gemeinsam Schwimmunterricht erhalten oder Männer und Frauen gemeinsam baden.“ Gibt es deshalb Konflikte mit der Mehrheitsgesellschaft? Nein, findet der Geistliche. Im Zweifel würden sich die Gläubigen den Regeln in Schule und Gesellschaft beugen. „Das Grundgesetz ist in Deutschland wichtiger als die Scharia“, unterstreicht sein Geschäftsführer Seddadi. Und Belmokadem ist es enorm wichtig, dass die Kinder, ob muslimisch oder nicht, schwimmen lernen. Seine beiden Kinder, hellwach und mit akzentfreiem Deutsch, besuchen Schulen des Viertels. Für sie wie für ihre nicht-muslimischen Klassenkameraden gibt es wegen der Religion keine Probleme. „Wir freuen uns auf das Zuckerfest genauso wie auf Weihnachten“, sagt Belmokadems Sohn.

Die meisten Gemeindemitglieder fühlen sich ohnehin als Frankfurter, sagen sie. Sevket Ölçek (51) etwa ist Betriebsschlosser, aus der Türkei gebürtig und inzwischen Betriebsrat bei der kommunalen Entsorgungsgesellschaft FES. „Frankfurt ist meine Heimat“, sagt Ölçek, der trotzdem enge Kontakte zu seinem Herkunftsland pflegt. „Das vergisst man nie.“ Er spürt schon das Dilemma, zwischen zwei Kulturen zu stehen. „Aber letztlich gehöre ich nach Frankfurt“, stellt der Arbeiter klar.


Wer durch Hausen und seine Nachbarviertel wie Griesheim oder Rödelheim läuft, bekommt einen Eindruck von der migrantischen Gesellschaft Frankfurts. In allen drei Stadtteilen haben gut vier von fünf Einwohnern einen Migrationshintergrund oder einen ausländischen Pass. Geschäfte mit fremd klingenden Namen, Restaurants mit Gerichten aus aller Welt, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe auf den Straßen, Frauen mit Kopftüchern, aber auch im Business-Kostüm, Männer mit Kaftan und Bärten, aber auch Jugendliche mit Jeans und Sweatshirts – wie in vielen Städten Deutschlands. Sicher ein buntes Bild, aber eingebunden in typisch deutsche Plätze, Hausreihen, Vorgärten, an der Ecke der Rewe-Supermarkt mit breitem Angebot. Unauffällig, kein Getto.

Alon Meyer, der Präsident der jüdischen Sportvereinigung Makkabi, sieht das ein bisschen anders. „Es ist gefährlich, mit Kippa nachts in Stadtteilen wie Rödelheim oder Hausen unterwegs zu sein. Tagsüber mag das anders sein“, sagt der gebürtige Frankfurter, dessen Verband in Zusammenarbeit mit islamischen Gruppen Schwimmkurse für muslimische und andere Frauen organisiert. Meyer ist kein Hardliner. Im Grunde liebt er die Vielfalt der Stadt. „In Frankfurt wird Diversität gelebt. Bislang kommen die Gruppen gut miteinander aus“, beobachtet der Geschäftsmann aus dem Frankfurter Norden. Aber er sagt auch: „Viele Jüdinnen und Juden haben nach den Ereignissen des 7. Oktober auch hier in Frankfurt Angst.“

Menschen, die man in Frankfurt befragt, bescheinigen der Stadt ein Klima der Toleranz und Gelassenheit. Mehr als anderswo. Aber ist es vielleicht auch in Frankfurt nur eine Schönwetterveranstaltung? Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, ein Mann mit israelischen Wurzeln und einer muslimischen Frau, ordnet ein. „Es ist für mich nicht die Frage, wie viele Muslime prozentual in der Stadt leben. Das Problem sind nicht ‚die Muslime’, sondern nur eine bisher kleine Minderheit von Salafisten.“ Er hat zwar nach dem Hamas-Überfall auch einige unangenehme Begegnungen erlebt, aber er sagt auch: „Die meisten Erfahrungen als Jude empfinde ich als positiv.“

Ist das globale Dorf Frankfurt also doch anders als die Weltstadt Berlin mit ihren Parallelgesellschaften oder Duisburg mit seinen Gettos? Für Holger Kamlah, den Stadtdekan der evangelischen Kirche von Frankfurt und Offenbach ist die Antwort klar: „Frankfurt hat eine längere Geschichte der Integration und der Vielfalt an Menschen und Religionen als andere deutsche Städte.“ Der Pastor gibt zu, dass die jüdischen Mitbürger über die Zunahme an Antisemitismus seit dem 7. Oktober besorgt sind. „Das müssen wir auch in Frankfurt sehr ernst nehmen.“ Aber in seinen Gesprächen mit Vertretern der muslimischen Gemeinden hat er festgestellt: „Unsere muslimischen Gesprächspartner reagieren sehr besonnen und lehnen den Terror der Hamas ab.“

Andererseits hat der Konflikt in Nahost die religiösen Gemeinschaften durchaus auch in Frankfurt erreicht. Als der Rat der Religion, den Frankfurt als erste Stadt in Deutschland einführte, in einer klaren Resolution den Hamas-Überfall verurteilte, wollten die meisten islamischen Gruppen auch einen Hinweis auf die Übergriffe der Siedler und die völkerrechtswidrige Behandlung der Palästinenser in der von Israel besetzten Westbank. Als der von den anderen abgelehnt wurde, ließen alle außer der Ahmadiyya-Gemeinde ihre Mitgliedschaft vorerst ruhen. Der gläubige Muslim Gannoukh, Mitglied der weltoffenen Abu Bakr Moschee, verurteilt den Terror der Hamas ohne Wenn und Aber. Trotzdem vermisst er den Hinweis auf das Leid der Palästinenser. „Da hat uns die Politik im Stich gelassen.“

Und auch Frankfurt registrierte in der Vergangenheit salafistische Umtriebe. So wollte ein radikaler Islamist in Frankfurt-Griesheim ein Schwimmbad nur für Muslime bauen. Das Islamische Zentrum Frankfurt, das seine Gemeindebauten im gleichen Stadtteil um einen Moscheen- und Veranstaltungskomplex erweitern will, ist laut hessischem Landesverfassungsschutz ein Ableger der international agierenden radikalen Muslimbruderschaft. Das Zentrum für Islamische Kultur – auch in Griesheim – unterhält nach Aussagen derselben Behörde enge Kontakte zum Mullahregime in Teheran. Allerdings haben solche Umtriebe immer auch Politik und andere gesellschaftliche Gruppen auf den Plan gerufen. Der Verkauf von Immobilien wird geprüft, Verbote für bestimmte Veranstaltungen werden ausgesprochen.

Zur Gelassenheit rät deshalb auch Johannes zu Eltz, Stadtdekan der katholischen Kirche und Pfarrer des Frankfurter Doms. „Die religiösen Muslime in Frankfurt sind keine Gemeinschaft, sondern viele sehr unterschiedliche Gemeinden. Ihr Einfluss auf die Stadtgesellschaft ist kleiner, als die pure Zahl es andeutet.“ Die internen Meinungsverschiedenheiten seien auch viel zu groß, um geballt ihre Interessen durchzusetzen oder gar die Stadt zu islamisieren.

Für ihn ist Frankfurt weder christlich noch muslimisch. „Die Stadt ist vor allem säkular.“ Und durch die Vielfalt, die laut zu Eltz „erstaunlich gut funktioniert“, entsteht in Frankfurt etwas Neues. Muslime, Christen, Juden und Konfessionslose erfinden eine neue Stadtgesellschaft. Zu Eltz sieht das auch als Folge eines Politikansatzes in der Mainmetropole. „Die Stadtspitze ist schon lange entschieden gegen Polarisierungen, Radikalisierungen und Parallelgesellschaften aufgestellt.“

Da passt es, dass die drei obersten Repräsentanten der Stadt alle einen Migrationshintergrund aufweisen. An der Spitze Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), der als aramäischer Christ aus Syrien nach Frankfurt kam. Die Bürgermeisterin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichen Zusammenhalt, Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne), hat iranische Wurzeln, die Vorsteherin der Stadtverordnetenversammlung, Hilime Arslaner (Grüne), ist in der Türkei geboren. Auch etliche Vertreter der städtischen Wahlkreise im Bundestag und im Landtag stammen aus dem Ausland oder haben Wurzeln in anderen Kulturen.

Ist Frankfurt eine Chance? Sicher. Gibt es eine Gewissheit für ein gutes Zusammenleben? Nein. Die Stadt am Main ist Labor für eine „postmigrantische Identität“, wie Anne-Frank-Direktor Mendel es ausdrückt. Man sollte genau hinschauen.

Scharia-Polizei“ alarmiert die Politik  -  16. Januar 2024
Die islamistischen Umtriebe von Neusser Schülern werden Thema im Landtag.

Von Christian Schwerdtfeger

Die Fall der vier Oberstufenschüler, die sich an einer Gesamtschule in Neuss für die Regeln der Scharia ausgesprochen haben, wird nun auch Thema im nordrhein-westfälischen Landtag. Die SPD beantragte für die Innenausschusssitzung am 22. Februar einen Bericht der Landesregierung zu den Vorkommnissen. „Solche Vorfälle sind alarmierend und zeigen die Gefahr auf, die durch die Radikalisierung junger Menschen durch islamistische Propaganda insbesondere auch im Internet und in den sozialen Medien entstehen kann“, sagte SPD-Innenexpertin Christina Kampmann. „Der Fall zeigt auf, dass hier hohe Wachsamkeit geboten ist und dass bei solchen Tendenzen konsequent gegengesteuert werden muss.“

Unsere Redaktion hatte berichtet, dass vier Schüler im Alter zwischen 17 und 19 Jahren strenge islamische Regeln an ihrer Gesamtschule einforderten. Unter anderem sprachen sie sich für eine strikte Geschlechtertrennung, die Einrichtung eines Gebetsraumes und für Verschleierungen für Frauen an der Schule aus; sie befürworteten offen Folter und die Scharia. Des Weiteren setzten sie Mitschüler unter Druck, die anderer Meinung waren – insbesondere andere Muslime.


„Wenn Kinder und Jugendliche sich einen islamistischen Gottesstaat herbeisehnen und diesen versuchen in ihrem Umfeld durchzusetzen, muss uns das alle aufschrecken. Die Radikalisierung ist eine der größten Gefahren in unserer Gesellschaft“, bekräftigte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag.

Kinder und Jugendliche, die nicht gefestigt seien und keine Perspektive hätten, seien für Extremisten leichtes Ziel. „Wir als Gesellschaft müssen mehr auf unsere Kinder achten und sie in ihrer Persönlichkeit stärken, gegen Hass und Hetze und für Zusammenhalt und das Bewusstsein für unsere Demokratie. Das kann der Staat nicht alleine schaffen“, betonte der Minister.

Eure Meinung an:  uh@baddie.de


Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, sagte unserer Redaktion: „Die Schule darf kein Ort der Ausgrenzung sein, an dem sich Extremismus ungestört verbreiten kann und Kinder Angst haben. Die Forderungen nach einer Scharia sind in unserer liberalen Demokratie völlig inakzeptabel.“ Die Landesregierung sei gefordert, verstärkt Maßnahmen zur Extremismus-Prävention zu ergreifen, um radikalen Tendenzen frühzeitig entgegenzuwirken.

Nach Auskunft des NRW-Schulministeriums gibt es keine spezifischen Meldestellen für Radikalisierungsprozesse bei den für Schulen zuständigen Bezirksregierungen. „Aber jede Bezirksregierung und das Ministerium für Schule und Bildung verfügen über Krisenbeauftragte, die auch bei Fragen zu Radikalisierungsprozessen kontaktiert werden können und die spezifische Hilfe und Unterstützung anbieten.“

In dem Zusammenhang verweist das Schulministerium auf einen sogenannten Notfallordner in den Schulen, der für Krisen erste Informationen zur weiteren Vorgehensweise enthält. Zudem gebe es ein Handbuch des Schulministeriums zur Krisenprävention mit einem eigenen Kapitel zu Extremismus und Radikalisierung. Des Weiteren hätten Lehrkräfte auch die Möglichkeit, Rücksprache mit dem schulischen Team für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention in ihrer Schule zu nehmen. Zusätzlich könnten „Fachkräfte für Systemische Extremismusprävention“ und der schulpsychologische Dienst mit seiner Expertise im Extremismus hinzugezogen werden.

Die Grundlage der Scharia – das gilt für alle islamischen Länder und durch die Zeiten für alle islamischen Emirate, Sultanate oder Kalifate – sind der Koran und die Hadithe. Beide gelten als Basis zur Auslegung der Rechtslehre des Islam. Sie zeigen zudem die typische Verquickung von Religion und Politik im Islam, die hier von Anfang an gegeben ist. Der Koran ist in seinem Inhalt unumstößlich, da er von Gott gegeben ist, der Interpretationsspielraum kann zwar je nach Rechtsschule abweichen, es ist dies jedoch die Crux, wenn man versucht, die europäische und die islamische Rechtspraxis zu vergleichen.

Aufgrund der Vernetzung der mittelalterlichen Universitäten in Europa wurde dieses rein weltliche Gesetz die Grundlage abendländischer Gesetzesvorstellung.

Demnach wird beim Vergleich der europäischen und islamischen Rechtsauffassung ein bedeutender Teil verschwiegen: nämlich, dass der Islam keine weltliche Gesetzessammlung kennt wie die römische, welche wiederum der abendländischen Kultur und Geschichte inhärent zugrunde liegt. Religion und Staat haben sich eben nicht erst ab der Aufklärung getrennt, die Trennungsmöglichkeiten waren Europa immer inhärent.

Die Schlussfolgerung, die Scharia sei durchaus mit der europäischen Rechtspraxis zu vereinen oder in ihrer Entwicklung ähnlich, ist daher mindestens aus historischer Perspektive nicht gegeben.

Es folgt: Gesetze werden nach historischer abendländischer Definition nicht von Gott gemacht, sondern von Herrschern erlassen. Der Koran ist eine feste, unveränderliche Rechtsgrundlage sakralen Grades – sie kann nicht aufgehoben, im besten Falle möglichst modern „interpretiert“ werden. Faktisch trifft Letzteres nur sehr selten zu. Träumereien bezüglich eines modernen Islams, der sich einer historisch-kritischen Methode unterzieht, um den Koran und die islamische Rechtspraxis zu „verweltlichen“, bleiben das Programm einer verschwindend geringen Minderheit und stellen zudem einen primären Glaubensinhalt des Islams – der Glaube an die Göttlichkeit des Korans – infrage.

Eine Änderung des Bestands ist daher nicht nur sehr unwahrscheinlich; sie könnte einen Glaubenskern des Islams selbst tangieren. Die Rechtsgelehrten der Scharia dürften sich dessen eher bewusst sein als die Träumer eines Euro-Islams – und demnach jede Entwicklung in eine solche Richtung bekämpfen.



Australien macht es vor...


Zum Thema "MUEZZINRUF"
nicht nur im "hillige Kölle"
Seit Freitag, 23. Oktober 2022 darf mit Genehmigung der Oberbürgermeisterin Reker der Muezzin über die Köpfe einer ca. 90 % christlichen Bevölkerung hinweg seine Botschaft laut verkünden.

Oftmals wird behauptet, der Muezzin-Ruf vom Minarett sei gleichzusetzen mit dem Läuten von Kirchenglocken. Das ist  ein Irrtum. Übersetzt lautet der Muezzin-Ruf:

Allah ist größer! Allah ist größer!

Ich bezeuge:
Es gibt keinen Gott außer Allah!

Ich bezeuge:
Mohammed ist der Gesandte Allahs!

Auf zum Gebet! Auf zum Erfolg (Sieg)!
Allah ist größer! Allah ist größer!

Das Wort „Moschee“ bedeutet übersetzt: „Ort der Niederwerfung“

Das Wort „Islam“ bedeutet übersetzt: „Unterwerfung"

Wie kann es sein, das ein NATO-Beitritt von einem Mitglied verhindert wird - was hat das mit dem Islam zutun?

Gleichzeitig werden Christen „Kāfir“ europaweit ständig angegriffen, attackiert, oft umgebracht - Messerattacken im öffentlichem Raum.

Die Türkei findet seit Monaten immer neue Gründe, um Schwedens Nato-Beitritt zu blockieren. Die Koran-Verbrennung in Stockholm war da ein weiterer willkommener Vorwand. Ein Grund für die Blockadepolitik ist die wichtige Parlaments- und Präsidentenwahl, die in der Türkei am 14. Mai ansteht. Das Schüren von Spannungen mit dem Westen gehört seit Jahren zum Wahlkampf-Repertoire von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Grünes Licht für Schwedens Nato-Beitritt wird es wohl erst nach den türkischen Wahlen geben.

Islamisierung: “Die Zukunft gehört dem Koran”.
Tausende Moslems versammelten sich in Hamburg zu einer islamistischen Demonstration.


In weinerlichen Reden klagten die Veranstalter über die vermeintliche “Muslimfeindlichkeit” in Europa. Die Islamisten schwimmen damit geschickt im Fahrwasser des politisch-medial geförderten “Antirassismus”, um ihre Agenda voranzutreiben.

“Takbir – Allahu akbar!” dröhnte es gestern am Hamburger Steindamm tausendfach. Tausende Moslems versammelten sich dort unter dem – recht eindeutigen – Motto “Die Zukunft gehört dem Koran“. Der Anlass für die Demonstration war eine Koranverbrennung in Schweden, auf der Demo selbst wurden die Teilnehmer mit Klagen über die angebliche “Muslimfeindlichkeit” in Europa angeheizt.


Mit “Antirassismus” zum Kalifat
Die Gruppe gilt als besonders geschickt im Umgang mit den sozialen Medien und möchte damit vor allem Jugendliche ansprechen. Sie schwimmen im Fahrwasser des “Antirassismus“ und verpassen keine Gelegenheit, um Muslime als gesellschaftlich unterdrückte Gruppe und Opfer von Islamfeind-lichkeit zu inszenieren. Nach dem Anschlag in Hanau machten sie etwa migrationskritische Aus-sagen deutscher Politiker für die Tat verantwortlich und inszenierten einen Autokorso durch Hamburg.

Auch die weinerliche Selbstbezeichnung als “neue Juden” gehört zum Repertoire der vollbärtigen Islamisten. Damit nutzen sie den von Staat und Medien geförderten und aufrecht erhaltenen Schuldkult, um ihre islamistische Agenda voran-zutreiben. Diese Propaganda deckt sich mit der globalistischen und völkerfeindlichen Ideologie des Islamismus, die keine Völker, keine Vaterländer und keine Nationen mehr kennt.

Skurriler Streit um Teilnahme von Frauen:
Im Vorfeld der Demonstration ist unter den An-hängern ein skurriler Streit um die Teilnahme von Frauen an der Demonstration ausgebrochen. Anlass war der explizite Hinweis der Organisatoren, dass diesmal auch “Schwestern” an der Veranstaltung teilnehmen sollten. Sehr zum Missfallen vieler Kommentatoren, die ihren Unmut darüber offen zum Ausdruck brachten. Die Organisatoren versprachen den verunsicherten Glaubensanhängern, Frauen und Männer strikt getrennt zu halten – mashallah!

Die Bilder und Videos der Demonstration erinnern an Szenen aus einem islamischen Kalifat im Nahen Osten oder maßlos überfremdete Viertel in London, Stockholm oder Paris. Die erzwungene Multikulturalisierung der Gesellschaft bereitet derartigen islamistischen Umtrieben einen zuver-lässigen Nährboden. Sie können daher nicht durch Symptombekämpfung, sondern letztlich nur durch die Bremsung, den Stopp und die Umkehr des Bevölkerungsaustausches gestoppt werden.

Politikwisenschafter Hamed Abdel-Samad: «Mit der Einwanderung und dem radikalen Islam kommt das Mittelalter nach Europa zurück»

Lucien Scherrer, Ferdinand Knapp, Berlin 25.01.2023

Hamed Abdel-Samad war einst radikaler Muslim, heute gehört er zu den bekanntesten und meistge-hassten Islamkritikern Deutschlands. Jetzt hat er ein neues Buch über den Islam geschrieben.

Der deutsch-ägyptische Schriftsteller Hamed Abdel-Samad zahlt für seine islamkritischen Werke einen hohen Preis: In vielen europäischen Ländern benötigt er ständigen Polizeischutz.

Abdel-Samad während des Arabischen Frühlings 2011 in Kairo. Seit zehn Jahren darf er in sein Geburtsland nicht mehr einreisen. Allein ist Hamed Abdel-Samad nie unterwegs.

Seit ein ägyptischer Geistlicher 2013 im Fernsehen dazu aufgerufen hat, ihn wegen seiner Kritik am Islam zu ermorden, wird er in Deutschland von sechs Personenschützern begleitet. Einen festen Wohnort hat er nicht mehr, seine Bücher schreibt er in Hotelzimmern. In seinem jüngsten Buch «Islam«. Eine kritische Geschichte» vertieft er seine These, wonach Islam und Islamismus zusammen-hängen: Die Eckpfeiler des Islamismus, die Aufteilung der Welt in Gläubige und Ungläubige, der Antisemitismus sowie die Vermischung von Religion und Staat seien tief im Islam verankert.

Falls dies im Westen weiter ignoriert werde, drohe ein Rückfall in voraufklärerische Zeiten. Am gleichen Abend, an dem Abdel-Samad mit der NZZ spricht, kommt es bei einer Lesung zu einem Zwischenfall.

Herr Abdel-Samad, als Sie Ihr Buch in Berlin vorgestellt haben, hat Sie ein junger Mann beschimpft, der Koransuren zitierte und dann mit etwa zwanzig weiteren jungen Männern zusammen den Raum verliess. Kommt das öfter vor?
Ich habe mich an solche Aktionen gewöhnt. Oft kommt eine Gruppe junger muslimischer Männer zu meinem Vortrag und verteilt sich im Saal, um den Eindruck zu erwecken, dass sie nicht zusammen sind. Entweder sie fangen an, laut zu schreien, oder einer von ihnen steht auf und beleidigt mich. Ein anderer filmt die Szene, und sie feiern sich später im Internet als Helden des Islam. Sie stellen keine Fragen, warten nicht auf

Antworten. Sie wollen Macht demonstrieren. Der junge Mann hat mich als krank bezeichnet, das ist die typische Strategie der Islamisten, um die Tatsachen zu verdrehen. Eigentlich bin ich der Arzt, der die Krankheit des Islam beschreibt. Aber wenn dem Patienten meine Diagnose nicht gefällt, werde ich zum Kranken erklärt. Der Begriff

«Islamophobie» ist ein Produkt dieser Strategie.
Die Strategie ist weltweit erfolgreich. Kürzlich hat eine amerikanische Universität die Zusammen-arbeit mit einer Professorin beendet, weil sie Bilder Mohammeds aus dem 14. Jahrhundert gezeigt hat. Das, so klagten muslimische Aktivistinnen und Islamverbände, sei islamophob. Was läuft da schief?

Das ist ein klassischer Fall vorauseilenden Gehorsams. Die Einschüchterung funktioniert. Man darf keine Karikaturen des Propheten zeichnen, obwohl es in einer westlichen Demokratie gang und gäbe ist, dass man Jesus und andere Reli-gionsstifter durch den Kakao zieht. Wenn es allerdings um Mohammed geht, kommt die Angst ins Spiel und die politische Korrektheit. Die Islamisten und die sogenannt Linksliberalen teilen sich die Arbeit: Die Islamisten drohen uns mit dem Tod, wenn wir den Propheten zeichnen oder kritisieren, und die Linksliberalen nennen es islamophob oder rassistisch.

Worauf führen Sie diese Ungleichbehandlung der Religionen zurück?
Der erste Grund sind die wirtschaftlichen Interessen des Westens in den islamischen Ländern. Man braucht Investitionen aus Katar und Saudiarabien. Man exportiert Panzer und Mercedes, jetzt braucht man Gas und Erdöl, um das auszugleichen, was aus Russland fehlt. Die Türkei spielt gerade die Rolle als Türsteher, damit keine Flüchtlinge zu uns kommen. Die andere Sache ist der Opportunismus: Jede deutsche Partei ausser der AfD wirbt um muslimische Wähler, man will sie nicht verärgern. Und dann kommt natürlich die Angst. Kein Mensch will, wie Hamed Abdel-Samad, 24 Stunden von der Polizei bewacht werden, nur weil er den Islam kritisiert hat. Kein Mensch will auf offener Strasse erschossen werden wie Theo van Gogh, kein Mensch will enden wie die Redakteure von «Charlie Hebdo». Die Angst funktioniert auch, weil es eine Arbeitsteilung gibt zwischen Islamisten und «woken» Identitätslinken.

Die «woken» Linken wollen eine diskriminier-ungsfreie Gesellschaft, die Islamisten sind gegen Frauenrechte, Juden und Homosexuelle. Das sind doch konträre Weltanschauungen.

Sie sind nicht so sehr voneinander entfernt, wenn man genauer hinschaut. Beide denken tribalistisch. Beide haben diese Sippenmentalität, beide sehen den Menschen nicht als Individuum an, sondern als Vertreter einer Gruppe, einer Ethnie, einer Religion oder einer politischen Richtung. Beide teilen die Welt in Gut und Böse ein, beide verfolgen eine Heilsideologie, eine Utopie, die die Welt retten sollte vom bösen Westen, vom Kapitalismus, von Israel und so weiter. Beide wollen eine Sprachpolizei, die bestimmt, was gesagt werden darf und was nicht. Einen Muslim darf man in den Augen der «Woken» nicht kritisieren, wenn er eine Frau unterdrückt, denn er ist nicht «weiss». Von einem Muslim wird erwartet, dass er den Islam verteidigt und den Westen kritisiert, dann ist er willkommen.

Gibt es auch ein generelles Bedürfnis in Deutsch-land und anderen westlichen Ländern, Religion wieder gut zu finden? Die Grüne Katrin Göring-Eckhardt sagte 2015, sie freue sich auf ein religiöseres Deutschland. Aussenministerin Anna-lena Baerbock behauptete kürzlich, die iranische Sittenpolizei habe nichts mit Religion zu tun.

Das ist ein Rückfall in vormoderne Zeiten. Die Linken haben früher persönliche Freiheiten propagiert, sexuelle Freiheit, Gleichberechtigung. Aber sie hatten immer ein Faible für autoritäre Ideologien und Diktatoren, von Stalin über Fidel Castro bis zu Ayatollah Khomeiny. Den haben anfänglich viele unterstützt, weil sie dachten, jetzt werde eine Utopie verwirklicht, die unterdrückten Völker stehen auf gegen den Westen. Gerade die Grünen haben, wie keine andere Partei, den politischen Islam in Deutschland unterstützt. Jetzt können sie nicht auf einmal kommen und sagen: «Wir haben uns geirrt, es ist die Religion, die in erster Linie für die Unterdrückung der Frauen verantwortlich ist.» Man will die Diktatur und die Religion auseinanderhalten, obwohl sie seit Jahrhunderten eine Einheit bilden.

Die iranische Gesellschaft gehört zu den fortschrittlichsten in der islamischen Welt. Es gibt freiheitshungrige junge Menschen, einen gebildeten Mittelstand. Wird es in Iran einen liberalen islamischen Staat geben?

Ich weiss nicht, ob es einen liberalen Islam gibt oder geben kann. Es gibt Muslime, die liberal denken in Iran, in anderen islamischen Ländern und in Europa. Aber der Islam an sich kann keine Liberalität fördern. Was bedeutet Liberalität? Das bedeutet, dass die Frau über den eigenen Körper verfügt. Es bedeutet, Religionskritik zu akzep-tieren, offen zu sein für Demokratie und Meinungs-freiheit. All das lehnt der Islam ab. Wir sollten auf-hören, aus dem Islam heraus die Veränderungen zu erhoffen. Aber Muslime können anders über die Religion denken. Sie können die Religion entmachten und eine liberale Demokratie zustande bringen, wenn der Islam aussen vor bleibt.

In Ihrem Buch warnen Sie davor, dass Europa wieder in das Mittelalter zurückfallen könnte. Ist das Ihr Ernst?

Man glaubt in Europa, das Mittelalter hinter sich gelassen zu haben. Keine Religionskriege mehr, keine Gewalt im Namen der Religion, keine Inquisition, keine Unterdrückung der Frauen. Aber man irrt sich. Das Mittelalter kommt mit der Einwanderung zurück, mit diesem radikalen Islam, der auch mit Muslimen nach Europa kommt. Ich sage nicht, dass alle Muslime radikal sind, aber es gibt unter ihnen eine grosse Minderheit, die diesen radikalen Islam vertritt und verbreitet. Der Terrorismus kam nach Europa, auch die Clankriminalität und das religiöse Mobbing an Schulen. Ereignisse wie in der Silvesternacht in Berlin und in Belgien und Frankreich, wo Jugendliche während der Fussball-WM die Innenstädte verwüstet haben. Das sind alles Phänomene, die nur die Spitze des Eisberges dessen sind, was auf uns zukommt.

Was haben die Ausschreitungen in Neukölln in der Silvesternacht mit Religion zu tun?
Ich gehe nicht davon aus, dass die Jugendlichen, die randaliert haben, streng religiös sind. Aber sie hatten zu Hause eine religiöse Erziehung. Diese Jugendlichen haben oft die Verschwörungstheorie verinnerlicht, dass der Westen den Islam zerstören wolle; sie sind geprägt von einem religiös begründeten Patriarchat, das von ihnen verlangt, die eigene Community zu verteidigen und die Sexualität zu unterdrücken. All das schafft diese Wut, die nach einem Ventil sucht. Vielleicht ist die Religion nicht direkt dafür verantwortlich, aber die Religion bestimmt diese Kultur, und aus dieser Kultur heraus kommen solche Phänomene wie Terrorismus, Kleinkriminalität und auch Jugendgewalt.

Wenn man Ihr Buch liest, erhält man den Eindruck, dass Sie Ihre Hoffnungen auf Fortschritt im Moment eher auf die islamischen Gesellschaften in den Golfstaaten richten als auf jene in Europa.

Es ist tatsächlich so, dass in der arabischen Welt gerade ein Paradigmenwechsel stattfindet, zumindest unter Intellektuellen. Meine Islamkritik wird in der arabischen Welt mittlerweile besser aufgenommen als in Europa. Dort erkennt man, dass die Religion ihren Anteil hat an der wirtschaft-lichen, politischen und gesellschaftlichen Misere. Im Westen dagegen verklären die hier lebenden Muslime und die Linksliberalen den Islam. Sie verherrlichen den Islam, und wenn man Mohammed kritisiert oder den Koran, dann ist man ein Rassist und islamophob. Da sehe ich tatsäch-lich mehr Fortschritt in der Debatte in der arabischen Welt als in Deutschland.

Fühlen Sie sich in arabischen Ländern sicherer als in Europa?
Wenn ich zu Vorträgen in Dubai, Beirut, Tunis oder in Casablanca eingeladen bin, dann werde ich von den Linksintellektuellen als Aufklärer zelebriert. Die Zeitungen schreiben positiv über meine Auftritte. Junge Menschen grüssen mich auf der Strasse, machen Selfies mit mir und bedanken sich für meine Arbeit. Aber wenn ich in Berlin oder Paris auf der Strasse laufe, werde ich trotz Polizeischutz bespuckt und angegriffen. Da ist etwas schiefgelaufen in Europa, und da schulden uns die Politiker die Antwort, warum es so ist.
Sie sind in Ägypten aufgewachsen, in einem streng religiösen Milieu. Ihr Vater war Imam, und Sie waren Aktivist der Muslimbruderschaft. Was haben Sie dort gelernt?

Dass ich kein Individuum bin, sondern Mitglied in einer Gemeinschaft – und dass ich alles für die Gemeinschaft tun sollte, alles für Gott, alles für den Propheten. Und dass ich keine Rechte als Individuum habe. Ich habe nur Rechte als Gläubiger, meine Religion überall auf der Welt zu praktizieren. Ich habe gelernt, dass die Frau nicht über den eigenen Körper verfügt, sondern die Gesellschaft. Ich habe gelernt, Angst zu haben, vor Gott, der Hölle, der Sünde. Deshalb lache ich immer wieder, wenn manche Leute sagen: Islam und Freiheit widersprechen sich nicht. Nein, sie widersprechen sich fast hundertprozentig. Nur wer auf gewisse Werte seiner Religion verzichtet, kann ein freier Mensch werden. Wer etwas anderes sagt, ist ein Heuchler und lügt sich in die eigene Tasche.

Die Muslimbruderschaft ist im Westen sehr aktiv, wird in der Politik und den Medien aber oft kaum zur Kenntnis genommen. Wie muss man sich das Innenleben dieser Organisation vorstellen?

Das ist wie bei jeder Sekte. Man sieht sich als eine erlesene Elite, als Vorhut der islamischen Revolution. Der Einzelne ist nicht mehr schwach, er ist nicht mehr unterdrückt, sondern ein Soldat Gottes. Gott, so glaubt man, braucht uns, um sein Projekt zu vollenden. Das ist eine ungeheure Macht für junge Menschen, die in der Gesellschaft nichts zu sagen haben. Man betet gemeinsam, es gibt Kampftraining, es gibt politische Diskussionen und geheime Strukturen. Die Muslimbruderschaft war ja in Ägypten immer halb verboten und halb erlaubt. Wir haben unsere Vorträge nicht öffentlich angekündigt, wir waren unter uns. Man ist bereit, für eine Idee zu sterben.

Offiziell streiten die islamischen Verbände und Moscheen in Europa jeglichen Bezug zu radikalen Ideologien wie jener der Muslimbruderschaft ab. Zu Recht?

Die absolute Mehrheit der Islamverbände in Europa sind verlängerte Arme ausländischer Regierungen wie jener der Türkei oder der Golf-staaten. Sie sind verlängerte Arme von Ideologien wie der Muslimbruderschaft oder dem Salafismus. Ich kenne kaum eine liberale oder offene Gemein-schaft, die einen anderen Islam oder einen europä-ischen Islam predigt, vielleicht zwei, die jeweils hundert Mitglieder haben. Der organisierte Islam in Europa importiert die gleichen Konflikte, die islamische Länder heruntergewirtschaftet und politisch verwüstet haben. Jetzt bringen sie das hierher und bekommen dafür sogar Fördergelder vom Staat. Dabei vertreten sie bestenfalls zwanzig Prozent der Muslime.

Sie sagten eben, man könne nicht hundert Prozent Muslim sein und hundert Prozent frei. Wollen Sie es den Leuten verbieten, ihre Religion auszuüben?

Was ich verlange, ist nicht, dass man aufhört zu beten oder zu fasten. Das hat damit nichts zu tun. Was ich verlange, ist, auf die Werte zu verzichten, die das Zusammenleben erschweren. Zum Beispiel die Haltung gegenüber Frauen, Religionskritik und Meinungsfreiheit. Man kann ein praktizierender Muslim sein und vernünftig auf Religionskritik reagieren, nicht mit Mordaufrufen oder Beleidig-ungen. Es geht um die Werte, auf denen das moderne Europa aufgebaut ist. Warum relativieren wir das, nur um Muslime zu integrieren? Diese Muslime, die das nicht akzeptieren, die brauchen wir auch nicht, die muss man nicht integrieren. Man muss nur schauen, dass sie keinen Schaden in der Gesellschaft anrichten.

Gegen Salman Rushdie wurde 1989 eine Fatwa ausgesprochen. 33 Jahre später wurde ein Anschlag auf ihn verübt. Sie selbst stehen seit zehn Jahren unter Polizeischutz. Verspüren Sie nach den vielen Jahren noch Angst, wenn Sie eine Bühne betreten?

Jedes Mal, wenn ich auf die Bühne gehe, ist mir bewusst, dass das meine letzte Lesung sein könnte. Und trotzdem versuche ich, mich zu disziplinieren und zu mir zu sagen: Ich kann diese Logik der Fundamentalisten nicht annehmen. Sie sprechen eine Morddrohung aus und erwarten, dass ich Angst habe und schweige. Wenn ich das tue, dann habe ich genau ihren Auftrag erfüllt, aber nicht meinen Auftrag als Schriftsteller. Es ist eine sehr schwierige Sache. Vor drei Jahren starb meine Mutter, und ich konnte sie nicht am Sterbebett besuchen. Ich konnte nicht zu ihrer Beerdigung gehen, weil die ägyptischen Behörden mir die Einreise wegen meiner Kritik am Islam verweigert haben.

Das sind Momente, wo ich mich frage: Wie oft werde ich für meine Gedanken bestraft? In welcher Welt leben wir? Das ist echt scheisse.

Wahre Worte des Erfolgsautors Thilo Sarrazin!

Hamed Abdel-Samad erklärt seinen Ausstieg aus der Deutschen Islamkonferenz.

Kritische Stimmen würden ignoriert, große Verbände wie Ditib bestimmten weiterhin den Kurs – etwa bei der Imam-Ausbildung. Die Bundes-regierung sei beim Thema Islam „nicht beratbar“.

Die WELT: Herr Abdel-Samad, warum ist das Projekt Islamkonferenz aus Ihrer Sicht aus dem Ruder gelaufen?

Hamed Abdel-Samad: Die Islamkonferenz hat einen Geburtsfehler. Sie ist eine Spätfolge des 11. September. Davor hat niemand gewusst, wer Ditib ist. Dann war die Idee: Wir holen die Islamver-bände, werten sie politisch auf, damit sie uns helfen bei der Integration.

Die Idee ist okay, aber man wusste nicht, mit wem man es zu tun hat. Die meisten dieser Verbände sind verlängerte Arme ausländischer Regierungen wie der Türkei oder von Bewegungen wie den Muslimbrüdern oder den Salafisten in den Golf-Staaten. Leider finanziert der Staat die Einfluss-nahme dieser Gruppierungen auf die hier lebenden Muslime auch noch.

WELT: Wird das Ziel der Deradikalisierung und der Loslösung von den ausländischen Regierungen und Bewegungen mit den regelmäßig stattfindenden Sitzungen gar nicht erreichen

Die Welt: Sind die Christen gegenüber den Muslimen im Vorteil?

Abdel-Samad:
Ja, weil Jesus dazu einlädt, Gutes zu tun, und man mit Fug und Recht behaupten kann, dass die Kreuzritter die Lehre Jesu missbraucht haben, weil Jesus niemals einen Feldzug geführt und niemals irgendjemanden enthauptet hat. Drei Kernaussagen des Christentums sind:

1. „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“

2. „Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“

3. „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ Daraus kann man ohne Probleme eine humanistische Lehre entwickeln. Die religiösen Regeln wurden von Menschen geschrieben, sie haben nicht diese Immunität wie im Islam.


Die Welt: Kann der Reformprozess damit beginnen, dass die Muslime über sich selbst lachen können müssen?

Abdel-Samad: Ja, aber das geht nur, indem man die Menschen herausfordert. Im Moment be-stimmen die Fundamentalisten die Regeln. Sie sagen, man darf über Mohammed so nicht schreiben. Und wir nehmen das an. Ich bin ein freier Mensch, und ich habe dafür teuer bezahlt.

Ich nehme die Freiheit ernst. Und ich bin darin kompromisslos. Viele hassen mich dafür. Aber es gibt auch viele, denen ich eine Stimme gebe. Ich suche nicht nach Verbündeten, ich war immer allein. Und ich rege mich auch nicht auf über die Fundamentalisten, die mich töten wollen. Ich rege mich über die vermeintlich liberalen Muslime und Deutschen auf, die mir sagen, du gehst zu weit. Ich lebe unter Polizeischutz und fürchte um mein Leben – aber ich gehe zu weit? Haben wir uns so weit umdrehen lassen von der Logik der Fundamentalisten?

Die Welt: Oder ist es Angst vor der Gewalt der Islamisten, vorauseilender Gehorsam angesichts auch einer neuen Masseneinwanderung nach Deutschland?

Abdel-Samad: Vielleicht, aber es ist falsch. Deutschland läuft Gefahr, den Fehler zu wiederholen, den es mit den Gastarbeitern und deren Kindern gemacht hat. Damals scheute man sich, aus kultureller Sensibilität einzugreifen, wollte die Einwanderer nicht bevormunden. Aber heute muss man doch die Frage stellen:

Wovor fliehen die Menschen? Sie fliehen doch genau vor dieser islamischen Geisteshaltung, vor dem Hass auf Andersdenkende und „Ungläubige“, vor einer Ideologie, die sich über Jahrhunderte verfestigt hat. Und dann kommen sie hierher, und wir sind nicht in der Lage, ihnen zu sagen, dass sie das, wovor sie geflohen sind, hier nicht wiederbeleben können?

Es hat doch einen Grund, dass die Menschen nach Deutschland, ins Land der „Ungläubigen“ flohen und nicht nach Mekka ins Herz des Islam. Der Grund ist, dass Deutschland eine freie und offene Gesellschaft hat, in der die Menschen frei forschen und denken können. Deswegen lebt Deutschland heute in Sicherheit und Wohlstand

Die Welt: Was macht die Politik falsch?

Abdel-Samad: Sie hofft auf Schützenhilfe der Islamverbände, die mit staatlichen Geldern islamische Kindergärten, Schulen und Moscheen bauen und die Flüchtlingskinder indoktrinieren wollen. Irgendwann werden die heranwachsenden Muslime dann das Gefühl haben, dass sie ihren Glauben in dieser Gesellschaft nicht ausleben können, im Land der Sünde, wo die Menschen Alkohol trinken. Dann sind sie verloren an die Ideologen des IS.

Die Welt: Sie fordern von den Immigranten eine bedingungslose Annahme unseres Lebens-entwurfes?

Abdel-Samad: Ja. Die Flüchtlinge brauchen Unterstützung, aber auch von Anfang an klare Regeln. Die deutsche Gesellschaft ist eine „Mitmachgesellschaft“. Lieber Flüchtling, lieber Immigrant:

Mach mit, oder du wird es schwer haben. Schau, dass deine Kinder Deutsch lernen. Und wenn du nicht schwimmen lernen willst, lass wenigstens deine Tochter zum Schwimm- und Sportunterricht gehen, weil dieses Land sich verpflichtet hat, deinem Kind zu seiner persönlichen Entfaltung zu verhelfen. Wenn du der Meinung bist, dass du das alles nicht willst, dann geht dein nächster Zug zurück nach Ungarn.


So einfach ist das. Wenn sie das nicht jetzt be-greifen, dann vielleicht nie. Die Botschaft muss sein: Dieses Land ist gut, weil es frei ist, seine Bürger sich entfalten können und Glauben Privatsache ist. Das macht dieses Land lebens- und liebenswert. Und davon profitierst du jetzt! Also hör auf zu meckern und pass dich an!

Die Welt: Wie sieht Ihre Lösung für den Islam aus?

Abdel-Samad: Es bedarf der Ehrlichkeit. Das setzt voraus, Mohammed seines Heiligenscheins zu berauben. Die göttliche Botschaft – das ist seine Immunität, das ist der Trick. Ich glaube nicht, dass der Islam sich reformieren kann. Die Muslime können aber ihr Denken, ihre Geisteshaltung reformieren und ihr Verhältnis zur Religion modernisieren, indem sie sich zu der Überzeugung durchringen, dass der Glaube Privatsache ist.

Es ist erforderlich, mit der Entmystifizierung Mohammeds und der von ihm gestifteten Religion zu beginnen. Von Teilen des authentischen Islams muss man sich verabschieden, von den Zwängen, von den Gewaltlegitimationen. Die Araber immer als Opfer des Westens zu bezeichnen ist kontra-produktiv. Damit wird die Opferhaltung zemen-tiert. Das ist fast rassistisch. Jemand muss das Eis brechen. Ich will so ein Eisbrecher sein.
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„Stoppt den radikalen Islam!“ - der ISLAM ist rassistisch -
der ISLAM wandert in Europa ein


Hamed Abdel-Samad bei Viertel nach Acht - BILD
Nun kommen die Muslime nach Europa nicht mehr als Eroberer, sondern als Migranten. Die meisten von ihnen sind friedliche Menschen, die keine politischen Ziele verfolgen. Doch der Islamismus wandert mit ein und will sein altes Projekt in Europa vollenden. Man könnte sagen: Während das Boot des Islamismus in der arabischen Welt sinkt, wird der Westen zum Rettungsring.

Europa gilt für Islamisten als die letzte Hijra (Auswanderung) und die neue Basis für die Metamorphose. Die erste Auswanderung von Mekka nach Median hat zu Errichtung des ersten muslimischen Staates geführt. Europa soll die neue Basis für die Renaissance des Islamismus werden.

Hamed Abdel-Samads so kundige wie kalt analysierte Geschichte des Islam kann als Prophezeiung der Zukunft Europas gelesen werden. Ihm, dem Zuwanderer, der sein Leben der Aufklärung verschrieben hat und dafür seit Jahren von einer Fatwa bedroht wird, ist wichtig:

"Wer aus der Geschichte etwas gelernt hat, muss sowohl den Islamismus als auch der Identitäts-politik vehement entgegenwirken. Wir müssen das Schweigegelübde brechen. Wir müssen über den Islam wieder reden, denn von seiner Zukunft hängt auch die Zukunft Europas ab."

ISLAM das neueste Buch von Hamed Abdel
-Samad


 
 
 
 
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